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3 Wertstromdesign

Das Wertstromdesign dient der Neugestaltung der Produktion hin zu einem effizienten und kundenorientierten Wertstrom. Eine zielorientierte und erfahrungsbasierte Anwendung eines bewährten Sets von acht Gestaltungsrichtlinien überführt den Wertstrom systematisch in einen optimierten Soll-Zustand. Die Effizienz wird gesteigert durch die Vermeidung von Verschwendung. Ergebnis ist die übersichtliche Darstellung des angestrebten Soll-Zustandes einer schlanken Produktion.

3.1 Produktionsstrukturierung

Wesentliches Ziel der produktfamilienorientierten Segmentierung ist die strikte Entflechtung der Materialflüsse, um einen hinsichtlich Produkt und Produktionsprozess transparent strukturierten Shop Floor zu erreichen. Dabei ist das Produktspektrum hinsichtlich Produktionsablauf und Produktmerkmalen sowie nach Geschäftstypen zu untergliedern. Den Produktfamilien sind schließlich die benötigten Ressourcen zuzuordnen.

3.2 Gestaltung der Produktionsprozesse

Im Wertstromdesign legt der Kundentakt die Zielvorgabe zur Kapazitätsdimensionierung der Ressourcen fest. Das Taktabstimmungsdiagramm zeigt dann, wie gut gelungen die kapazitative Dimensionierung einer Produktion gemessen am Maßstab des Kundentaktes ist.

Es gilt die Gestaltungsrichtlinie 1: Ausrichtung am Kundentakt - Das Kapazitätsangebot einer Produktion ist durchgängig am Kundentakt auszurichten.

Das Ideal des Produzierens ist realisiert mit einer kontinuierlichen Fließfertigung. Diese führt zu einer minimalen Produktionsdurchlaufzeit, ermöglicht und erfordert maximale Produktionsqualität, reduziert Verschwendungen im Produktionsablauf und ermöglicht einen am Kundenbedarf ausgerichteten Variantenmix.

Es gilt die Gestaltungsrichtlinie 2: Prozessintegration - Produktionsprozesse sind soweit möglich in einer kontinuierlichen Fließfertigung zusammenzufassen.

3.3 Produktionssteuerung

Zahlreiche Schwierigkeiten der Produktionssteuerung liegen begründet im Prognoseproblem der Produktionsplanung. Aufgrund von Turbulenzen, die die Produktion wegen vielerlei Störungen, die Kunden wegen nicht korrekt prognostizierter Bedarfe und die Lieferanten wegen unzuverlässiger Lieferungen auslösen, können trotz genauer Planung Liefertermine nicht eingehalten werden.

Komplexe Produktionssteuerungssysteme (z.B. APS) versuchen nun, alle Turbulenzen in der Produktion planerisch zu beherrschen. Damit verbunden sind ein hoher Planungs- und Steuerungsaufwand, eine generelle Intransparenz der Auftragsabwicklung und der Produktion, die nur noch das System durchschaut, sowie Stabilitätsrisiken insbesondere bei fehlerhaften Daten und Rückmeldungen. Dies ist die achte Art der Verschwendung.

Ziel einer schlanken Produktionssteuerung ist ein gleichmäßiger, leicht beherrschbarer Produktionsablauf, der einen durchgängig laminaren Produktionsfluss erzeugt. Um eine hohe Steuerbarkeit der Produktion zu erreichen, sind unbedingt eine feste Abarbeitungsreihenfolge einzuhalten, kurze Durchlaufzeiten durch niedrige Bestände anzustreben sowie die Aufträge an genau einem Produktionsprozess freizugeben.

Es gilt die Gestaltungsrichtlinie 3: FIFO-Verkopplung - Aufeinanderfolgende Produktionsprozesse, die aus technologischen oder organisatorischen Gründen nicht zur Fließfertigung integriert werden können, sind soweit möglich in einer Reihenfertigung mit Bestandsobergrenze zu verkoppeln.

Es gilt die Gestaltungsrichtlinie 4: Kanban-Regelung - Produktionsprozesse, die aus technologischen Gründen Rüstzeiten aufweisen, sind bei Wiederholteilen über eine Losfertigung mit Supermarkt-Lägern zu verknüpfen.

Es gilt die Gestaltungsrichtlinie 5: Schrittmacher-Prozess - Jeder Wertstrom ist an genau einem, eindeutig festgelegten Schrittmacher-Prozess im Kundentakt zu steuern.

3.4 Produktionsplanung

Die Produktionsplanung setzt Kundenaufträge in einheitliche Produktionsauftragseinheiten für den Schrittmacher-Prozess um, so dass die Produktion in einem gleichmäßigen Rhythmus belastet wird. Dazu ist eine hinsichtlich Menge und Variantenmix gleichmäßige Auftragsfreigabe erforderlich, die mit dem Kapazitätsprofil des Wertstroms abgestimmt ist.

Es gilt die Gestaltungsrichtlinie 6: Festlegung der Freigabeeinheit - Die Freigabe von Produktionsaufträgen hat in kleinen, einheitlich dimensionierten Umfängen zu erfolgen und so für ein gleichmäßiges Produktionsvolumen zu sorgen.

Es gilt die Gestaltungsrichtlinie 7: Produktionsmix-Ausgleich - Die Reihenfolge von Produktionsaufträgen ist hinsichtlich der Varianten gut zu durchmischen.

Es gilt die Gestaltungsrichtlinie 8: Engpass-Steuerung – Freigabemenge und Reihenfolge von Produktionsaufträgen sind gegebenenfalls abhängig von kapazitativen oder technologischen Restriktionen eines nachgelagerten Produktionsprozesses festzulegen.